Das Sommerloch naht und die Medien sind auf der Suche nach neuen Themen. Derzeit findet vor dem Oberlandesgericht Koblenz der Prozess gegen eine Gruppe statt, die angeblich versucht haben soll, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zu entführen. Im Rahmen dieses Prozesses äußerte ein Angeklagter bei seiner polizeilichen Vernehmung im Sommer 2022 (und erneut beim Prozess in der vergangenen Woche), er hätte Anfang 2022 das Gerücht gehört, wonach Martin Kohlmann und die FREIEN SACHSEN am 26. Februar 2022 in Berlin eine Art Putsch begehen wollten, indem sie dort das „Deutsche Reich“ ausrufen wollten. Weshalb eine Bewegung, die nur in Sachsen aktiv ist, überhaupt ein „Deutsches Reich“ ausrufen sollte, ist eine ebenso unbeantwortete Frage, wie der Ursprung dieses Gerüchtes, was natürlich in die Kategorie „Fake-News“ gehört. Die FREIEN SACHSEN sind eine friedliche Bewegung, die eine dauerhafte Veränderung unserer Gesellschaft (und eine Neuordnung der politischen Verhältnisse) anstrebt. Dazu wird kein Putsch benötigt. Und erst recht keiner in Berlin.

Eine Presseanfrage von T-Online, die offenbar den Auftakt zur großen Berichtswelle über den „Kohlmann-Putsch“ darstellen soll, traf am Dienstag (20. Juni 2023) ein. Weil Journalisten dazu neigen, nur einzelne Passagen der Antworten zu verwenden, veröffentlichen wir aus Transparenzgründen die Anfrage und unsere Antwort darauf. Eigentlich lassen sich solche Absurditäten nur noch mit Humor ertragen – irgendwo zwischen all den Querdenkern, „Reichsbürgern“ und „Rechtsextremisten“ muss doch schließlich auch Martin Kohlmann bei einem Putsch dabei sein, so scheint die Argumentationslinie einiger Journalisten zu sein. Natürlich ist das Unsinn, aber selbst der größte Unsinn findet in diesem Land irgendjemanden, der ihn aufgreift.

Anfrage von T-Online an Martin Kohlmann:

Hallo nach Sachsen,

ich schreibe Ihnen von der Redaktion von t-online, weil ich am Prozess gegen die Gruppe um Sven Birkmann, Elisabeth Roth, Thomas Oldenburg und Herrn Kohlmanns Mandant Michael Heeren teilnehme.

Am jüngsten Prozesstag ging es um Kooperationen oder auch Nicht-Kooperationen mit anderen Gruppen. Herr Birkmann sagte dort, es habe bei seiner Gruppe die Sorge gegeben, die Freien Sachsen könnten ihnen zuvor kommen. „Die Freien Sachsen hatten das Ziel, über den Freistaat Sachsen das Deutsche Reich wiederherzustellen, wir aus der Schiene Preußen.“

Meine Frage: Haben oder hatten die „Freien Sachsen“ Pläne über einen „Säxit“ hinaus, mit einer Wiederherstellung alter Strukturen das Deutsche Reich wiederherzustellen? Auf friedlichem Weg?

Birkmann nannte den 26. Februar 2022 als Deadline, bis zu dem die Freien Sachsen das hätten umsetzen wollen, es sei unklar gewesen, ob man gemeinsam agieren könne oder wer schneller sei. Ich weiß, dass es an dem Tag große Spaziergänge in Chemnitz und Leipzig gab. Gab es für den Tag weitergehende Pläne?

Dr. Rigolf Hennig war als mögliches Staatsoberhaupt im Gespräch. Gab es darüber mit Ihnen Gespräche?

War der Tod von Dr. Hennig für mögliche Pläne, das Deutsche Reich wieder zu aktivieren, ein schwerer Rückschlag?

Wann werden Sie auch mal am Prozess in Koblenz teilnehmen?

Oder geht es Ihnen ausschließlich um Akteneinsicht?

Ich bin gespannt auf Antworten von Ihnen und danke bereits jetzt.

Berlin grüßt freundlich

Lars Wienand
Leitender Redakteur Recherche

Antwort von Martin Kohlmann:

Sehr geehrter Herr Wienand,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

1. Wer so etwas behauptet, hört uns sehr schlecht zu. Sicherlich wäre es schön, Deutschland im Ganzen zu erhalten oder wiederherzustellen. Angesichts der politischen und demografischen Situation sind wir aber davon überzeugt, daß es realistisch ist, allenfalls Sachsen (mit einigen angrenzenden Gebieten) zu erhalten. Die Freien Sachsen beschränken ihre Politik daher räumlich auf Sachsen, wenn auch nicht in den engen Grenzen des Freistaates. Auch mit Preußen haben wir wenig gemein – außer, daß wir geraubte sächsische Gebiete wie die Niederlausitz selbstverständlich als natürlichen Teil eines freien Sachsens sehen. Weshalb der 26. Februar 2022 im Raum stand, ist auch uns unbekannt, bei dieser Meldung dürfte es sich um Fake-News handeln, in Sachsen wurde an diesem Tag lediglich in Chemnitz und Leipzig friedlich gegen die Impfpflicht demonstriert. Weitergehende Pläne gab es für diesen Tag nicht.

2. Dr. Rigolf Hennig war mir persönlich bekannt und wurde von mir sehr geschätzt. Dass er als Staatsoberhaupt im Gespräch gewesen sein soll, war mir jedoch verborgen geblieben – auch wenn er dafür sicherlich wesentlich geeigneter gewesen wäre als die derzeitige Riege. Gespräche über seine angeblichen Zukunftspläne hat es darüber aber mit mir nicht gegeben. Insofern kann ich auch nicht einschätzen, was sein Ableben für das Deutsche Reich bedeutet.

3. Sofern meine Anwesenheit erforderlich sein wird, werde ich persönlich in Koblenz teilnehmen. Mein Mandant wird dort aber, wie Ihnen bekannt ist, von zwei Pflichtverteidigern vertreten, was derzeit für den Verfahrensablauf auch ausreichend erscheint.

Mit freundlichen Grüßen,
Martin Kohlmann
Vorsitzender der Freien Sachsen